Neubau Solar-Mehrfamilienhaus in Burgdorf
Im südlichen Stadtteil von Burgdorf realisierten wir ein hochsolares Mehrfamilienhaus im MINERGIE-P-Standard. In einem locker bebauten Einfamilienhausquartier konnten dank der Übertragung der Nutzungsreserve vom benachbarten Einfamilienhaus die Grenzen der Bauzone optimal genutzt werden. Das Projekt dient als Beispiel für eine verträgliche Innenverdichtung und die Möglichkeiten der Sonnenenergienutzung.
Die Heizwärme und das Warmwasser wird von den Sonnenkollektoren mit einer Nettofläche von 122 Quadratmetern erzeugt und in einem dreigeschossigen Solartank von 51'500 Litern gespeichert. In Abhängigkeit von der Witterung, wird das südorientierte Mehrfamilienhaus zwischen 80 bis 100 Prozent alleine mit der Sonne beheizt. Nach längeren Schlechtwetterperioden kann die fehlende Heizenergie vom benachbarten Einfamilienhaus bezogen werden. Umgekehrt dient die Überschusswärme des Mehrfamilienhauses der Beheizung des Einfamilienhauses. Jede Wohnung verfügt über eine dezentrale Komfortlüftungsanlage mit einer integrierten Wärmerückgewinnung. Das Bauprojekt erhielt Fördergelder des Kantons Bern.
Eine grosse Herausforderung lag in der Koordination der haustechnischen Installationen. Lüftungsrohre und Solarleitungen, Sanitärschläuche, Elektrokabel, unzählige Rohre und Bauteile mussten sich einen Weg durch die Decken, Wände und Schächte bahnen. Zugleich musste diese hohe Konzentration von Installationen sorgfältig auf die Gebäudestatik abgestimmt werden.
Eine weitere Hürde stellte der Grundwasserspiegel und die ausserordentlich hohe Durchlässigkeit des Grundwasserleiters dar. Während der Bauzeit mussten über fast acht Monate lang durchschnittlich rund 8'000 Liter Grundwasser pro Minute in den nächstgelegenen Bach abgepumpt werden. Insgesamt wurde eine Pumpmenge von 3.1 Millionen Kubikmeter Grundwasser abgeleitet. Das Mehrfamilienhaus steht durchschnittlich bis zu einer Höhe von ungefähr 1.60 Meter im Grundwasser. Der maximal anzunehmende Grundwasserstand würde gar in den Bereich der Kellerdecke reichen. Das Untergeschoss musste deshalb als wasserdichte Betonkonstruktion (weisse Wanne) erstellt und die Auftriebskraft in der Gebäudestatik berücksichtigt werden.
Die Umgebungsgestaltung und die Zufahrt zur Einstellhalle mussten aus Gründen des Hochwasserschutzes auf eine Schutzkote, die 40 Zentimeter über dem Erdgeschossboden liegt, erhöht werden. Die maximale Gebäudehöhe der Bauordnung und die geplante Nutzung mit drei Stockwerken erlaubten keine weitere Erhöhung des Erdgeschossniveaus.